5 Gründe warum deine Griffkraft über dein Training entscheidet
1. Das Gesetz der Kraftübertragung
Angenommen du wärst ein Rennfahrer in der Formel 1. Dann müsstest du einen 700 PS Boliden um einen kurvenreichen Parcours manövrieren und dabei schneller sein als 20 andere Fahrer die genau das gleiche wollen. Dein Rennwagen hat viele Tücken und es gibt viel zu beherrschen. Überall und jederzeit kannst du einen Fehler machen. Und wenn du keinen machst, spielt vielleicht die Technik verrückt und zwingt dich zum aufgeben. Jederzeit lauert Gefahr und dein Job ist vielleicht einer der risikoreichsten auf der ganzen Welt. Dennoch ist für dich das beste was dir passieren kann du liebst die Kontrolle über diese schier unendliche Kraft. Und alles, was diese Kraft von deinem raketengleichen Gefährt sicher auf die Straße bringt ist eine dünne Schicht Gummi. Sie ist ein entscheidendes Glied in der Kraftübertragungskette. Klar kann jederzeit an jeder Stelle ein Ausfall eintreten. Aber im Normalbetrieb ist sie es, die die ganze Kraft vom Motor zum Asphalt überträgt. Sie ist es, die bestimmt wie gut du beschleunigst, abbremst, die Kurve halten kannst. Sie bestimmt wie sicher und effektiv du deinen Boliden um den Parcours bringst.
Zugegeben, die meisten von uns kommen nicht auf eine Kraft von 700 PS. Wohl eher 0,25 Ponys. Aber der grundsätzliche Mechanismus ist der Gleiche. Die Kraft muss vom Muskel zum Widerstand. Es gibt eine kleine feine Schicht, die diese Verbindung zwischen Muskel und Widerstand (zum Beispiel in Form einer Hantelstange) herstellt. Diese feine Schicht ist für den Grip verantwortlich. Diese Schicht ist dein metaphorischer Pneu. Im einfachsten Fall ist diese Schicht deine Haut. Vielleicht unterstützt durch Magnesium, einen Handschuh, Grippads, Zughilfen oder oder oder. Aber wie auch bei dem Formel 1 Wagen ist diese Reibungsschicht im Normalbetrieb das schwächste Glied in der Kette.
Keine Reibung – kein Grip. Kein Grip – keine Kraftübertragung.
2. Griffkraft als Limit der Effektivität
Unsere Hände sind aber natürlich trotz aller identischer Aspekte keine Reifen. Sie sind ein viel komplexeres Konstrukt und unterliegen viel mehr Einflüssen. Ein wesentlicher Unterschied ist natürlich, dass unser Krafttraining eine Energieübertragung nicht nur durch Reibung, sondern auch durch Formschluss gewährt. Form-was? Ganz einfach: Ein Krallenbagger (oder wie auch immer die Dinger heißen) der auf dem Schrottplatz Autos in die Schrottpresse hebt, hat ja nicht zwei große Gummiwände und reibt damit die Autos vom Boden in die Höhe. Nein, er packt zu und klemmt das Auto in seiner Kralle ein. Er stellt somit eine Verbindung her, die darauf beruht, dass Dinge ineinander greifen. Wie Zahnräder, die ja auch selten eine Gummischicht haben…
Wenn also der Mensch seine Hände benutzt um eine Hantel anzuheben nutzt er hierzu die Reibung (siehe oben) UND auch den Formschluss, denn die Finger umgreifen ja die Stange. Klingt super? Ist es auch, denn diese Verbindung ermöglicht eine vergleichsweise große Energieübertragung. Also gibt es Einschränkungen? Natürlich, leider. Denn dieser Formschluss ist kein „richtiger“ Formschluss wie bei einem Zahnrad, sondern er wird aufrecht erhalten durch die Kraft in deiner Hand und deinen Unterarmen. Nur mal angenommen du hättest unendlich viel Griffkraft. Was wäre das Ergebnis? Du könntest klettern wie Spiderman? Wahrscheinlich schon, aber beim Krafttraining würde dich dein Grip nie im Stich lassen! Das heißt das schwächste Glied in der Kraftübertragungskette läge woanders. Idealerweise im Muskel. Und jetzt kommen wir zum entscheidenden Punkt! Hast du eine mangelnde Griffkraft, wirst du deinen Zielmuskel nie optimal belasten können. Und wer seine Muskeln nicht belastet, erzielt auch keine Verbesserung!
Keine Griffkraft – keine maximale Kraftübertragung.
Kein effektiver Muskelreiz – Kein effektives Training.
3. Die Technik zählt
Stell dir vor du bist Tarzan. Braungebrannt, tolle lange Haare, durchtrainiert, immer locker bekleidet und…du schwingst von Baum zu Baum. Das ist nicht nur ziemlich cool, sondern kann auch ein schnelles und effektives Fortbewegungsmittel sein. Natürlich hast du das eine Weile trainiert, aber mittlerweile bist du ziemlich gut darin und jede Jane liegt dir zu Füßen. Nun gibt es vielleicht eine neue Lianenart. Und die ist ziemlich schlau und will nicht dauernd von dir zerrupft werden. Sie ist deswegen ein bisschen rutschiger als die Standardlianen. Was passiert? Wenn du an eine solche Liane gerätst wird dein Griff unsicher. Du rutscht leicht. Vielleicht stürzt du nicht sofort, aber dein Schwung ist mit Sicherheit im Eimer und du wirst die nächste Liane nicht erreichen. Diese Lianen sind deine Wiederholungen im Krafttraining. Du bist ziemlich gut darin, aber irgendwann kommt die Wiederholung, bei der es nicht ganz passt. Dir fehlt etwas Kraft. Deine Hände schwitzen etwas mehr als sonst. (Oder es gibt eine neue Hantelstangenart die schlau ist und mehr rutscht ;D). Irgendwas passt nicht ganz. Und im Normalfall sind dies immer die letzten Wiederholungen. Eigentlich ist die letzte Wiederholung in einem Satz die letzte saubere. Danach sollte keine mehr kommen. Und die Anzahl der (technisch sauberen) Wiederholungen bestimmt bekanntlich deinen Reiz. Und der deinen Fortschritt.
Kein Grip – weniger saubere Wiederholungen.
Weniger Wiederholungen – weniger Muskelreiz.
4. Griffkraft und Verletzungen
Ich bin mir sicher, dass du jemanden kennst, der schon mal sein Training unterbrechen musste, weil er verletzt war. Vielleicht bist du auch dieser Kumpel. Und es gibt nichts ärgerlicheres und nervenderes als einen Muskelriss, eine Sehnenverletzung, einen Ermüdungsbruch, eine schmerzhafte Entzündung. An dieser Stelle toi toi toi, dass es dich nie (wieder) trifft. Aber woher kommen diese Verletzungen? Manchmal Überlastung, manchmal falsche Belastung, manchmal Entzündungen, falsche Ernährung, nicht ausgeheilte Infekte. Es gibt tausend verschiedene Ursachen und selten kann man sie genau bestimmen. Aber man ist nicht hilflos. Man kann etwas tun. Die Faktoren beeinflussen. Und somit die Wahrscheinlichkeiten drastisch reduzieren. Wer den Risikofaktoren aus dem Weg geht wird wahrscheinlich wenig (oder sogar keine) derartige Verletzung erleiden. Ein Faktor ist, du wirst es ahnen, die Griffkraft. Die Liane ist rutschig? Finger weg. Stürzt du ab, wirst du eine Weile keine Liane mehr von oben sehen! Ein unsicherer Grip sorgt nicht nur für mangelnde Effektivität, sondern auch für eine gesteigerte Verletzngsgefahr!
Kein Grip – keine sichere Ausführung.
Unsichere Ausführung – erhöhte Verletzungsgefahr!
5. Griffkraft und Zivilisationskrankheiten
Hier gibt es einen Zusammenhang der durch eine umfangreiche Studie entdeckt wurde, der eine erstaunliche Korrelation beweist. Vereinfacht gesagt sind ältere Menschen mit höherer Griffkraft gesünder. Sie bekommen weniger Diabetes, HDL Mangel, Blutzucker und so weiter. Mehr dazu findet ihr hier.